Neuhaus am Rennweg
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50.5183, 11.1793
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Information
Die Porzellanfabrik Lichte wurde 1822 von Johann Heinrich Leder mit fürstlichem Privileg gegründet. Schnell gewann der Betrieb an Bedeutung und wurde 1840 von den Gebrüdern Heubach übernommen. In der Kaiserzeit erreichte die Fabrik internationales Ansehen: Auf den Weltausstellungen 1900 in Paris und 1904 in St. Louis wurden preisgekrönte Arbeiten gezeigt. Der Bildhauer Wilhelm Krieger prägte die künstlerische Ausrichtung auf figürliche Zierporzellane. 1938 übernahm Otto Friedrich Fürst zu Ysenburg und Büdingen das Werk. Nach politisch und wirtschaftlich schwierigen Jahren wurde die Fabrik 1948, kurz vor Gründung der DDR, enteignet und in das VEB Zierporzellanwerk Lichte umgewandelt. Fortan war Lichte Teil der „Vereinigten Zierporzellanwerke“, die zahlreiche traditionsreiche Thüringer Standorte vereinten. Produziert wurde hochwertige Exportware, vor allem für osteuropäische Märkte.
Nach 1990 erfolgten Rückübertragung und Umstrukturierung. Doch Strukturwandel, Investitionsbedarf und veränderte Märkte führten 2012 zur Insolvenz. Trotz einzelner Fortführungsversuche endete die Produktion wenige Jahre später endgültig. Damit schloss sich ein fast 200-jähriges Kapitel thüringischer Porzellangeschichte, das die Region um Neuhaus am Rennweg stark prägte – als Ausbildungsstätte, Künstlerort und wirtschaftlicher Faktor mit spezialisierten Zulieferern, Werksverkäufen und Porzellanveranstaltungen.
Heute erinnern Sammlungen, Museen und private Initiativen an das Erbe von Lichte. Die Marke lebt in historischen Dekoren und Figuren fort. Die Industriearchitektur des früheren Werks symbolisiert den Strukturwandel, der Tradition, Handwerk und industrielle Fertigung in neue Formen der Nutzung überführt.